Eichenholz war im Mittelalter wegen seiner Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen alle Witterungseinflüsse ein beliebter Baustoff. Die Balken fast aller Fachwerkhäuser sind aus Eichenholz. Der grosse Verbrauch und das langsame Wachstum der Eiche liessen die Eichbestände seltener und ihr Holz teurer werden, so dass heute wohl keine Bauwerke mehr aus diesem wertvollen Material gezimmert werden.

Unser Baum stammt aus dem Süden und ist in der Eiszeit bei uns eingewandert. Er ist deshalb frostempfindlich und ein Spätblüher. Die Mittelmeerländer waren einst reich an Eichenwäldern. Sie sind dem Fortschritt und dem forstlichen Unverständnis zum Opfer gefallen. Ortsnamen wie Eich, Eichen oder Eichi für sich oder in Verbindung mit Berg, Bühl und Matt sind deshalb ebenso häufig in der deutschen Schweiz wie Chêne und Chêney im Welschland zu finden.

Die knorrige Eiche ist ein Sinnbild der Kraft und Unbeugsamkeit. Bei den Griechen und Römern galt sie als heiliger Baum, der Zeus oder Jupiter, dem höchsten Gott, geweiht war. Die Germanen errichteten unter der Eiche oder in Eichenhainen die Opferstätten für Donar, den Donnergott. Kein Sterblicher durfte die Axt an diesen Baum legen.

Seit der Einführung des Christentums gilt die Eiche sowohl als verwünschter Aufenthaltsort von Teufel und Hexen wie als heiliger Baum. Eine grosse Zahl ist mit einem Marienbild geschmückt und der Muttergottes geweiht.

In der Volksheilkunde wird der Absud der gerbsäurehaltigen Rinde gegen Darmund Magenkrankheiten angewendet. Die Eichfrucht (Eichel) gilt als Symbol der Fruchtbarkeit. Ihre Nachbildung finden wir auf Grabmälern und Brunnenstöcken.

Die früher noch mehr verbreitete Eiche wurde als «Fruchtbaum» gewertet. Sie war unentbehrlich, denn unter ihr lagen die Eicheln, die beste und wertvollste Frucht für die Schweinemast. Vor der Anpflanzung der 1750 eingeführten Kartoffel wurden die Schweine mehrere Monate, fast wildlebend, im Eichwald belassen. Erst die Kultur der Kartoffel ermöglichte, dass sie bequem im Stall gefüttert werden konnten.

Quelle:
Unsere einheimischen Nutzhölzer von Paul Guggenbühl, Verlag Stocker-Schmid, Zürich 1980

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